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The Electric Family: Live At Filmfest Schwerin, 9. Mai – The Electric Kindergarten 9 (Review)

Artist:

The Electric Family

The Electric Family: Live At Filmfest Schwerin, 9. Mai – The Electric Kindergarten 9
Album:

Live At Filmfest Schwerin, 9. Mai – The Electric Kindergarten 9

Medium: CD
Stil:

Krautrock, Retrorock, Singer/Songwriter

Label: Tribal Stomp Records
Spieldauer: 57:37
Erschienen: 09.06.2023
Website: [Link]

Es wird einen Grund haben, warum Tom Redecker den Auftritt seiner Band THE ELECTRIC FAMILY in Schwerin gerade im Jahr 2023 als Tonträger veröffentlicht, immerhin feiern die Live-Aufnahmen ihr nunmehr zwanzigjähriges Jubiläum. Ein guter Zeitpunkt also, um dieses Konzert in physischer Form herauszubringen. Der Tonträger stellt dabei die neunte Ausgabe von „The Electric Kindergarten“, der von Redecker kuratierten Sammlung deutscher Indie-Kapellen aus den siebziger, achtziger und neunziger Jahren, dar. Die gebotene Live-Musik stammt von dem Album „Ice Cream Phoenix – Resurrection“ sowie dem Vorgänger „Pueblo Woman“ und wurde von Redecker mit seiner 1996 als „Musiker-Kommune“ gegründeten Band im Anschluss an eine Filmvorführung präsentiert.

Dass man der unabhängigen deutschen Rock-Szene mit einem möglichst „naturbelassenen“ und wenig digital nachbearbeiteten Sound gerecht werden wollte, hört man den Aufnahmen deutlich an. Das mag zwar all jene irritieren, die ein perfektes Klangerlebnis erwarten, die Herangehensweise versprüht aber freilich auch einen gewissen Underground-Charme. Sie wirkt sich außerdem nur unwesentlich auf die Qualität der gebotenen knappen Stunde Musik aus. Positive Eigenschaften des Klangbildes können über die ungeschliffene Wiedergabe auf CD nämlich durchaus hinwegtrösten.
Wie setzt sich dieses also zusammen?
Auffälliges Merkmal der zehn Lieder ist die insgesamt ruhige, gelassene Gangart. Lebhaftere Parts finden sich dagegen eher selten. Das schlägt sich musikalisch beispielsweise immer wieder in Singer/Songwriter-Passagen nieder, die an amerikanische Folk-Acts erinnern.
Ebenso kann das Songwriting derart angelegt sein, dass Details sich lediglich auf der Tiefenebene verändern und immer mehr Instrumente (etwa Lead-Gitarre, Keyboards) dazukommen, während ein leitendes Thema den gesamten Track dominiert („I Love The Lighthouse“, „Dragon Song“).

THE ELECTRIC FAMILY können sich auf langer Strecke in atmosphärische oder psychedelische Sounds verstricken, was dem Klangbild wie im zehnminütigen Anspieltipp „Landmark Visions“ einen gewissen Jam-Charakter verleiht.
Die Tendenz zu lockeren, entspannten Stücken mit Akustik-Einlagen muss hingegen nicht bedeuten, dass die Band nicht auch satte Soundwälle mit kernigen Rockriffs erzeugen könnte. Überdies hängt über der von Orgelteppichen begleiteten Nummer „The Last Phase Of The Moon“ eine gewisse Schwermut. Gleichwohl dieser Track im Speziellen das vielleicht vermuten lässt, bei der Produktion von Orgel-Tönen bleibt der Einsatz des Tasteninstruments nicht stehen. Vielmehr werden Keyboards auf vielfältige Art in die Songs integriert, was die Rückbindung an den Hammond-gesättigten Rock der Siebziger oder, wie im Intro „Sirius“, an die wabernden, kosmischen Synthesizer-Klänge aus der Frühphase von TANGERINE DREAM erlaubt.
Das musikalische Zusammengehen all dieser Stilelemente hinterlässt einen kompositorisch nachvollziehbaren Eindruck.

Die durchaus gefällige Musik wäre allerdings weitaus mehr zu genießen, wenn Redecker von seinem brummigen Gesangsstil abließe und die bisweilen gesprochen vorgetragenen Texte in besserem Englisch darbieten würde.

FAZIT: Dieses Dokument des künstlerischen Wirkens von THE ELECTRIC FAMILY enthält Musik, die vor genau 20 Jahren live in Schwerin aufgeführt wurde. Laut Promo-Text soll es ein gelungener Konzertabend gewesen sein. Das mag man angesichts der nicht unüblen Mixtur aus elektronischen Klängen, Singer/Songwriter und psychedelisch-atmosphärischem Retro- oder Krautrock mit Jam-Anteilen guten Gewissens glauben. Dabei würde die interessante Tonaufnahme locker ohne gesangliche Beiträge bestehen. Warum Band-Chef Redecker auf seine kauzigen Vocals also nicht verzichtet, weiß nur er selbst.

Tim Rahrbach

Tim Rahrbach (Info) (Review 1471x gelesen, veröffentlicht am )

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9 Punkte
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Tracklist:
  • Sirius (3:24)
  • I Love The Lighthouse (6:08)
  • The Dragon Song (3:39)
  • The Last Phase of the Moon (4:40)
  • Landmark Visions (10:20)
  • Smalltown (3:26)
  • Airchild (6:11)
  • This Moon of Both Sides (6:54)
  • Bricks of Time (7:48)
  • Bronx Vanilla (5:07)

Besetzung:

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